Bereits im Vorfeld zeichnete sich ab,
dass ich dieses Jahr ohne mein Weib würde fahren müssen, was
ich sehr bedauerte (und sie auch). Es ließ sich aber nicht ändern. Sie hatte jetzt seit Monaten
Probleme mit ihrer
Schulter und auch die gesammelte Ärzteschaft
war sich offensichtlich nicht so genau darüber im
Klaren, wie´s denn zu behandeln sei. Jedenfalls machte die
Gesundung nur sehr zögerliche Fortschritte. Immerhin
hatten wir 14 Tage vor Abfahrt einen
Probetauchgang in Schönbach gemacht, der ein Highlight war, weil wir
unheimlich viel zu sehen bekamen, der aber auch nur so gut abging, weil sie
ihre Gerätschaften
nicht selbst zum See tragen musste. Ihre größten
Bedenken hatte sie aber wegen der langen Busfahrt - und das gab letztendlich
den Ausschlag.
Die letzten Vorbereitungen waren
bereits am Sonntag vor der Abfahrt erledigt worden. Ich hatte bereits
die Tauchklamotten packen können und dabei festgestellt, dass eine unserer
UW-Lampen den Geist aufgegeben
hatte. Die Birne war zwar noch in
Ordnung, aber der Batteriesatz war hinüber.
Am Montag vor der Abfahrt war noch
eine Tour nach Wetzlar angesagt, weil Ruths Vater Geburtstag hatte und
noch ein Modem-WLAN-Router zu installieren war. Bei der Gelegenheit
hatten wir noch unseren Audi zur Werkstatt unseres Vertrauens
gebracht, die das gute Stück auf die
Schnelle warten wollten, weil er seit
Wochen nach einer Pflege heischte.
Und am Mittwochmorgen sollte es dann
endlich losgehen…
Mittwoch, 14.8.2013
Die
Vorbereitungen waren ja schon alle getroffen und so brauche ich nur noch mein
Frühstücksbrot zuzubereiten, zu frühstücken, mich von meinem Weib zu verabschieden und mich auf den Weg zu
begeben.
Überpünktlich komme ich in Langen an und habe kaum Zeit alle zu begrüßen, da kommt auch schon unser Bus
um die Ecke. Es ist Bertholds neuester,riesengroß, und wird gefahren von Helmut,
der uns auch im letzten Jahr schon
gefahren hat. Die Freude ist allseitig und schnell sind die restlichenFlaschen
geleert und im Bus verpackt, Tauchklamotten und persönlicherKram
verstaut und ein Bild fürs Internet geschossen - und schon kann´s losgehen.
Jan und Kathi sagen ein paar einleitende Worte und wir kommen zügig voran. Unter Einhaltung der nötigen Pausen sind wir, nachdem
auch noch ein
paar Kennenlern-Spielchen durchgezogen worden sind, rechtzeitig an der
Tauchbasis, wo wir die Flaschen abliefern und kommen gerade recht zum
Abendessen, das - wie immer - sehr lecker ausfällt.
Um 19.30
Uhr ist ein Treffen für die Betreuer angesagt und um 20.00 Uhr sind alle in den Speisesaal
befohlen, wo weitere Informationen auf uns warten. Schnell
sind dann aber die Tauchgangsplanung und die entsprechenden Abläufe vor Ort besprochen und die restliche Jugend stößt dazu undbekommt eröffnet, wer morgen mit wem tauchen wird. Die Einteilung wird mit mehr
oder weniger Begeisterung aufgenommen und einigeUngereimtheiten
noch ausgeräumt und dann kann bereits das Briefing der Einzelnen
stattfinden, denn, was man heute kann besorgen, das verschiebe nicht auf
morgen. Und dann setze ich mich hin und schreibe noch ein paar Zeilen um
dann zeitig zu Bett zu gehen. Morgen ist auch noch ein Tag...
Donnerstag, 15.8.2013
Mein Weib hat gestern Abend noch
angerufen, nachdem ich schon eingeschlafen war. Ich hatte zwar
versucht sie vorher zu erreichen, abersie war noch nicht Zuhause gewesen.
Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht - und der Wecker war schon
gestellt. Den hätte ich eigentlich nicht gebraucht, weil, als ich wach
werde, scheint die Sonne bereits ins Zimmer und bis zum regulären Wecken
wären nur noch 5 Minuten. Schnell bin ich gewaschen und habe
Zähne geputzt und dann geht´s zum Frühstück, das wie immer gut und
reichhaltig ist. Ich mache mir auch noch ein Fresspaket für den Mittag und um
9.00 Uhr geht es pünktlich los in Richtung ¨Rostiger Anker¨. In zwei
langen Schlangen wird zunächst der Bus ausgeräumt und dann die inzwischen
gefüllten Flaschen in Richtung unseres auserkorenen Lagerplatzes getragen und anschließend folgen wir der Einteilung des gestrigen Tages (wenigsten ganz überwiegend,
weil es bereits heute ein paar Ausfälle gibt).
Ich mache insgesamt 4 Tauchgänge und
bin immer noch überwältigt von dem, was es alles zu sehen gibt. So
große Forellen habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
Im Verlaufe des Tages stoßen Doc Olli
und seine Annika zu uns, die Schwierigkeiten und Stau unterwegs
hatten und als wir ins Jugendgästehaus zurückkommen, ist das Zimmer,
das für sie reserviert war, vergeben, weil - letzte Nacht, hätten die Putzen
gesagt, wäre ja niemand darin gewesen. Gottlob lässt sich´s dann
aber doch noch irgendwie regeln.
Wir kommen rechtzeitig zum
Abendessen, nachdem ich mich schnell geduscht habe und was dann kommt,
kann ich noch nicht sagen, weil ich diese Zeilen noch vorm Abendessen
niedergeschrieben habe.
Es gibt - wie immer - feines Fresschen
und danach ist um 1/2 8 Uhr wieder das Treffen der Ausbilder, bei dem der
Tagesablauf Revue passiert und die Reihenfolge der Tauchgänge für morgen festgelegt
wird. Nachdem es heute
keine Besonderheiten gab, können wir ein Lob an die Jugend weitergeben, die ihre Sache heute
sehr gut gemacht haben.
Die Planung für Morgen sagt : Gosausee
und es gibt allgemeine Hinweise für die Einkäufe vorab, für die Anfahrt des
Parkplatzes und den Transport der Gerätschaften zum Tauchplatz, sowie das
Tauchen an sich und die anschließende Verpflegung bei der
Vroni, wobei Kathi darauf hinweist, dass die Milch bei der Vroni von der Kuh
kommt. Alle sind begeistert ob dieses Hinweises. Wer hätte das gedacht ??
Dann sitzen wir noch ein wenig im
Foyer des Jugend- und Familien-Gästehauses beisammen und babbeln
dummes Zeug, bevor ich mich nach desTages Müh´
und Plage ins Bett begebe.
Freitag, 16.8.2013
Erfreulicherweise sieht es wieder
nach einem wunderschönen Tag aus, als ich mich zum Frühstück
hinunterbegebe.
Schnell sind nachdem Frühstück die
Fresspakete geschnürt und die Klamotten gepackt und im Bus verstaut
und zeitig, um nicht zu sagen pünktlichst, geht es los Richtung
Gosausee. Wir fahren über den Koppenpass, der noch eine sehr steile
Umleitung beinhaltet und stellen beim Erreichen der Traun nochmal fest, dass
bedauerlicherweise nicht genügendWasser darin ist um am Sonntag das
Flussschwimmen durchzuziehen. Ein
paar von uns geht es nicht so richtig
schön, weswegen sie ziemlich froh sind, als wir traditionell in Gosau
nochmal einkaufen gehen. Aber von hier aus sind´s ja nur noch 10 Minuten bis zum See. Wir finden einen
Parkplatz unmittelbar an der Talstation der Seilbahn und stehen deshalb nicht
so unter Zeitdruck, was das Ausladen
betrifft. Trotzdem ist der Transport recht Schweiß treibend.
Das Aufstellen unseres Sonnensegels
klappt heute auch schon viel besser als gestern. Die Taucheinteilung
steht ebenfalls schon, so dass wir im Anschluss daran unser Tauchprogramm
ganz ruhig durchführen können.
Alles klappt wie am Schnürchen und
bei der Vroni bekommt auch jeder seinen Krapfen und eine Milch, oder
den Kakao.
Wir kommen pünktlich wieder vom Fleck
und sind rechtzeitig da um die Flaschen wieder zum Füllen
abzuliefern und zur rechten Zeit zum Abendessen zu erscheinen.
Recht unmittelbar danach geht´s schon
wieder zum Nachttauchgang, den ich mit Elke und Davina bestreite und
der, nachdem wir anfänglich fast gar keinen Fisch gesehen haben, sich doch noch
zur Fischsuppe entwickelt, nachdem erst einmal die erste Aalquappe gesichtet
worden ist.
Das Ganze ist so gut organisiert,
dass uns im Anschluss auch noch Helmut mit dem Bus abholt und wir, nach
einem reinigenden Duschbad, rechtschaffen müde in die Falle
fallen.
Samstag, 17.8.2013
Immer noch wunderbares Wetter. In der
Nacht hatten wir wieder einen Feueralarm. Wir wollen den Vorschlag
machen, dass die Ösis vielleicht ihre Feuersirenen nicht nachts testen
sollten - und wenn, dann nur in den Großstädten und nicht auf dem
platten, äh .. bergigen, Land.
Frühstück und Packen gehen wie immer
zügig von der Hand und dann, nachdem wir die wieder gefüllten
Flaschen auf der Basis abgeholt haben, machen wir uns wieder auf die Piste.
Die Strecke zum Langbathsee ist natürlich längst eruiert und ziemlich
genau nach Plan laufen wir auf dem großen Parkplatz ein. Er ist bereits
gut belegt, aber die Liegewiese an der Stelle, die wir als die Unsere
auserkoren haben, ist noch frei. Wir haben uns kaum breit gemacht, als der
Inhaber eines nahegelegenen Kiosks bei uns aufschlägt und in tiefstem
österreichischem Slang nachfragt, was wir denn hier vorhätten. Wir tragen es
ihm vor und dann kommt ein gefährlich aussehender ¨Bediensteter¨ dazu, der
sich von jedem seine Dive-Card, die wir gottlob ausgefüllt vorlegen können,
zeigen lässt. Wir bekommen als weitere Auflage,
dass von uns nur maximal 10 Taucher
zur gleichen Zeit im Wasser sein
dürfen. Auch das wird von ihm mit misstrauischem Blick überwacht. Aber
als er sieht, dass wir uns an die Vorgaben halten und zu seiner
Überzeugung versichert haben, dass wir keine Tauchschule sind, wird sein
Blick milder und er schaut nur noch alle Viertelstunde nach uns.
Nachdem wir auch hier unser Programm
abgespult haben, sind wir pünktlicher als gefragt bereits um 20 Minuten vor 4
zur Abfahrt bereit.
Da wir morgen nochmal am ¨Rostigen
Anker¨ tauchen wollen, müssen wir auch heute die Flaschen nochmal zur
Basis bringen. Weil heute so schönes Wetter ist, herrscht ziemlicher
Badebetrieb und die Parkplätze sind
entsprechend voll. So stellen wir uns
mitten uff die Gass und halten für ein paar Minuten den Verkehr auf. Das führt
bei einigen der entgegenkommenden Autofahrern zu Irritationen
und sie fragen, ob wir da stehen
bleiben wollen. Das wird von uns
verneint und wir winken sie vorsichtig vorbei. Beim EURO-SPAR haben wir noch
ein bisschen eingekauft, weil heute ja Taufe ist und nach dem Abendessen
treffen wir uns um 1/2 8 Uhrvor dem Foyer des Jugendgästehauses, wo Olli in
seiner bewährten Art dieTäuflinge auf die bevorstehende Prozedur vorbereitet.
Und dann geht´s im Gänsemarsch zum
Taufplatz, wo Neptun mit ¨Kniebeugen-LaOla¨ und lautem Rufen
zum Kommen angeregt werden soll. Letztendlich taucht er auch aus den
Fluten auf, wo er von seinen Schlampen in Empfang genommen wird und danach
seiner Funktion als Täufer nachkommt, nachdem all die großen und
kleinen Vergehen mit kleinen ¨Strafen¨ belegt worden sind.
Danach
kommt es noch zu einer ¨Sonder-Taufe¨ für diejenigen, die im
Verlaufe des letzten Jahres irgendwelche Brevets gemacht haben.
Zum Abschluss kommt es - wie immer - zum Gelöbnis und diesmal wird Neptun von
den Täuflingen gefangen und
ins Gewässer gezerrt.
Die Zeremonie ist um und ich mache mich
auf den Weg zum Zimmer, wo ich mein Handy ans Stromnetz hänge und mich
anschließend ins Foyer begebe, wo ich noch ein paar Takte Bericht schreiben
will.
Sonntag, 18.8.2013
Heute müssen wir ein wenig früher auf
die Piste, weil es heute nach Hause geht. Um ½ 9 Uhr ist bereits der
Abgang angesagt und zwar zu Fuß, weil Helmut aus Fahrzeittechnischen
Gründen seinen Bus bereits gestern Abend an der Basis abgestellt hat.
So haben wir als erste sportliche
Übung heute Morgen bereits eine Wanderung auf dem Plan. Im Moment ist
es auch noch ein wenig bedeckt, so dass wir auf das Aufstellen des Sonnensegels
heute verzichten. Eincremen muss trotzdem sein, denn dann bricht die Sonne
durch und zeigt uns nochmal, dass sie hier oben doch ganz
schön Kraft hat.
Das Tauchprogramm ist heute nicht
ganz so straff, weil wir nicht so spät los wollen. Und außerdem müssen wir
ja nochmal am Jugendgästehaus vorbei um unsere restlichen Klamotten noch
einzuladen, die wir solange im Toplitz-Zimmer eingelagert hatten. Aber dann verabschieden wir uns von
der Herbergsleitung mit
„ LaOla“ und Caisson und schließlich geht es los
in Richtung Heimat, was sich bereits auf den ersten Kilometern als schwierig
erweist, weil das Salzkammergut insgesamt zum Radweg mutiert ist.
Und – die Tankanzeige an Helmuts Bus
zeigt an, dass wir mit dem restlichen Sprit nur noch weniger als 50 Kilometer
weit kommen. Er sucht verzweifelt nach einer
DKV-Tankstelle, weil er hierfür ein Plastikkärtchen hat. Schließlich finden wir
eine, aber er macht den Tank nicht ganz voll, weil der Sprit hier erbärmlich
teuer ist. Um es kurz zu machen – der Heimweg
zieht sich ziemlich, weil es bereits abSalzburg-Flughafen bis fast München
staut. Wir vertreiben uns zwar die Zeit mit dem Sammeln der Bilder, die
gemacht wurden und auch das Tauchergericht braucht – wie immer –
Zeit und dient dabei der körperlichen Ertüchtigung einiger
Delinquenten. Außerdem muss ja auch Helmut seine Zwangspausen einhalten,
aber schlussendlich laufen wir gegen 23.00 Uhr in Langen ein. Die Kinners haben
bereits rechtzeitig ihre Eltern, oder sonstigen Abholer, benachrichtigt.
Alle nehmen tränenreichen Abschied
von einander und versichern sich gegenseitig, wie voll cool die
diesjährige Fahrt wieder einmal war – und dann setze ich mich ins Auto und
fahre in Richtung Heimat, wo tatsächlich mein Weib noch wach ist und mich
freudig begrüßt.
Bis zum Wecken ist leider nicht mehr arg lange hin…
© Peter Helbig