Nachdem bei der Kollegenschaft meiner Frau
ein regulärer Betriebsausflug – aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr
stattfindet, sind wir bereits seit geraumer Zeit dazu übergegangen,
familienfreundlichere Ausflüge durchzuziehen, an denen freundlicherweise auch die
Partner teilnehmen können.
Für dieses Jahr wurde kurzerhand Aachen ins
Auge gefasst, wo weder Ruth, noch Wolfgang, noch die jeweils Angetrauten schon
mal waren (bis auf Renate, bei der dieser Besuch allerdings in der Schulzeit
lag und daher bereits geraume Zeit zurückliegend – ohne eine bestimmte Zahl an
Jahren nennen zu wollen).
Bereit gelegt haben wir bereits am Donnerstagabend
alles Notwendige, so dass ich am Freitag, als ich nach Hause komme, alles
nur noch in unsere Reisetasche packen muss. Und als Ruth schließlich nach Hause
kommt, brauchen wir nur wieder ins Auto zu steigen und nach Selters zu fahren,
von wo aus die Tour dann mit Muths Wagen weitergehen soll.
Gegen 16.00 Uhr kommen wir los und das Navi
gibt zur Kenntnis, dass sich Störungen auf der Strecke befinden sollen. Diese halten sich aber gottseidank in
Grenzen, so dass wir nahezu punktgenau zur vorher avisierten Zeit in Aachen
ankommen.
Vor dem Einchecken müssen wir uns noch die
Einfahrt zur Garage öffnen lassen und
dann bekommen wir ein Zimmer zugewiesen, in dem vorher schon einmal Vandalen
gehaust haben müssen. Die Schirmhalterung eines der Nachttischlämpchen ist
herausgebrochen und Gleiches ist mit dem Rahmen einer Steckdose passiert.
Ansonsten blickt unser Zimmer auf den Hinterhof
und es scheint recht ruhig zu sein.
Wir richten uns kurz ein und lassen uns
dann an der Rezeption beraten, wie wir am besten zu der
Speisegaststätte unseres Vertrauens kommen.
Dies ist eigentlich ganz einfach – wir brauchen nur der Hauptstraße zu folgen.
Auf dem Weg betrachten wir uns schon mal die architektonischen Gegebenheiten
und kommen zu dem Ergebnis, dass es einige Bausünden gibt, die aber allesamt
neueren Datums sind. Hungrig kommen wir schließlich beim „Degraa am Theater“ an – einem Lokal, das gut bürgerliche Küche verspricht. Die
Tatsache, dass der Laden rappelvoll ist, spricht für die Qualität der Speisen
und wir finden noch ein Plätzchen auf der Balustrade, wo wir von einem sehr
netten Kellner bedient werden, von dem
noch mehrfach die Rede sein wird.
Es gibt lecker Essen – Haxe mit Rotkohl und
Bratkartoffeln für Wolfgang und mich, Muschel
nach rheinischer Art für mein
Weib und Sauerbraten mit Rotkohl und Knödel für Renate.
Und weil das alles sehr fett war, fragen
wir unseren netten Kellner, was er denn für einen ortsansässigen Verdauer
empfehlen könne. Er spricht von einem „Els“, der aber gewöhnungsbedürftig sei.
Wir lassen ihn uns aber nicht ausreden, kommen dann aber nach dem Genuss zu dem
Ergebnis, dass man darauf hätte verzichten können. Nach einem unterhaltsamen
Abend machen wir uns auf den Heimweg und wollen unterwegs noch einen Absacker
zu uns nehmen. Zunächst fallen wir in einer Fußballerkneipe ein, in der wir
erschrocken feststellen, dass es sich um ein Raucherlokal handelt, finden aber
dann auf dem weiteren Heimweg die „Schatulle“, in der zwar nicht geraucht wird,
in der es aber – außer unseren zwei Mädels – nur noch eine „Gästin“ gibt, die
für den Rest der männlichen Besucherschaft ein Kristallisationspunkt zu sein
scheint. Hier können wir einige zwischenmenschliche Studien betreiben, bevor
wir uns Richtung Heimat begeben um einer mehr oder weniger ruhigen Nachtruhe zu
pflegen.
Samstag, 19.10.2013
Unser Hahn weckt viel zu früh – um 8.30
Uhr. Da die Nachtruhe zwischenzeitlich von einem sich in der Tiefgarage
zoffenden Paar unterbrochen war und der Zeitraum bis zum wieder Einschlafen
etwas länger gedauert hat, fühle ich
mich nicht richtig ausgeruht.
Wir frühstücken aber ausgiebig und machen
uns anschließend auf den Weg in die Innenstadt, wo wir zunächst bei der
Tourist-Info die Karten für die Altstadtführung und für morgen die Karten für
die Führung durch das historische Rathaus besorgen.
Die Führung beginnt erst um 11.00 Uhr, so
dass vorab bereits ein wenig Zeit bleibt, den Platz hinter dem Elisenbrunnen
und die umliegenden Baulichkeiten zu beäugen.
Dann sind wir erstaunt, wie groß die
Touri-Gruppen sind, die Interesse an der Stadt haben, aber die große Gruppe
wird in 2 Trupps aufgeteilt und wir bekommen als Führer einen interessant
aussehenden „Lederstrumpf“, der sich als Rumäne vorstellt, uns dann aber die
Historie und ein paar interessante Kleinigkeiten am Rande in hervorragendem
Deutsch näher bringt.
So gehen wir – immer in den Fußstapfen
Karls, des Großen – hinter ihm her und erfahren viel Wissenswertes, aber auch
etliches Belangloses am Rande, aber immer wieder unterhaltsam dargebracht.
Als er nach 1 ½ Stunden mit seiner Führung
am Ende ist, haben wir, auf seine Empfehlung hin, noch ein paar Ziele, die wir auch
noch abhaken wollen. Der Versuch, zwischendurch irgendwo mal ein Plätzchen in
der Sonne, die erfreulicherweise scheint, zu finden, gestaltet sich schwierig,
weil Unmengen an Touristen durch die Stadt strömen. Schließlich finden wir auf
dem Marktplatz noch einen Tisch, wo wir ein Tässchen Kaffee zu uns nehmen
können. Zwischendurch kaufen wir noch ein paar Aachener Printen als Souvenir
ein und verkosten dieselben auch gleich noch im entsprechenden Laden. In der
Pontstraße finden wir einen Weinladen, der unter anderem roten Sauser verkauft,
von dem wir ebenfalls ein Gläschen zu
uns nehmen.
Um 15.00 Uhr beginnt dann die Führung durch
den Dom, die unser „Lederstrumpf“ nicht durchführen durfte, weil der Klerus
sich diese zusätzliche Einnahmequelle nicht entgehen lassen will.
So bekommen wir überaus umfangreiche
Informationen über den Dom, sowie die damit einher gegangenen An-, Um- und
Ausbauten, die das Ganze zum absoluten Weltkulturerbe gemacht haben.
Zentrum des Doms ist das so genannte Oktogon, was – wie der
Name schon sagt – vom achteckigen Grundriss herrührt. Allein dieser Teil ist
schon überaus sehenswert. Aber auch hier ist wieder Karl, der Große, allgegenwärtig.
Vor dem Heimgang nehmen wir auf einem der
historischen Plätze noch eine Kleinigkeit zu uns. Ich bestelle mir einen
Nussbecher, der tatsächlich mit geschälten Haselnüssen voll ist und dann
bringen wir unsere Einkäufe nach Hause, wobei
es zwischendrin etwas regnet, was wir so nicht gebraucht hätten – und was
auch ganz bestimmt in dieser Form nicht bestellt war.
Im Verlauf des Tages haben wir immer schon
einmal Ausschau gehalten nach einer Lokalität, in der wir unser Abendmahl zu
uns nehmen könnten, kommen aber zu dem Ergebnis, dass das Lokal des gestrigen Abends
wohl die erste Wahl ist. Also wandeln wir wieder dorthin und bereuen es auch
nicht. Wieder haben wir unseren freundlichen Kellner von gestern und es
unterscheiden sich nur die Mahlzeiten und der anschließende Verdauer von den gestrigen
Gegebenheiten. Ansonsten haben wir auch heute wieder einen unterhaltsamen Abend
und viel Spaß dabei.
Auf dem Heimweg entdecken wir heute ein
Lokal, dessen Namen wir zunächst aus der Ferne als Haxenhaus interpretieren,
das sich aber beim Näherkommen zum Hexenhaus entpuppt. Wir sind zunächst
unschlüssig und ich öffne vorsichtig die Tür um festzustellen, ob es sich
wieder um eine Raucherkneipe handelt. Aber zum Einen versichert die Wirtin
vehement, dass es in Aachen keine Raucherkneipe gebe – und ihre schon gar nicht
– und zum zweiten schaut mir von einer Couch, die unmittelbar neben dem Eingang
steht, ein kleiner Cockerspaniel unmittelbar ins Gesicht und der ist so süß,
dass auch unsere Mädels gleich da bleiben wollen.
Überhaupt ist dies eine Kneipe, bei der wir
uns in weit entfernte Zeiten zurückversetzt fühlen, was sowohl Ambiente, als
auch Interieur betrifft. Viel ist noch nicht los und die Gäste sind sehr
mitteilsam. Wir sind quasi gleich mittenmang im Geschehen und der kleine
„Lucky“ (13 Wochen alt, wie wir sehr schnell erfahren), kackt direkt vor
unseren Tisch, wofür sich das Frauchen vehement entschuldigt und sofort eine
Reinigung vornimmt.
Wir nehmen ein paar Bierchen und machen uns
dann auf den nicht mehr so langen Heimweg.
Sonntag, 20.10.2013
Heute ist das Wetter nicht mehr ganz so
schön. Schon vor dem Frühstück packen wir weitgehend und nach dem Frühstück
machen wir uns auf den Weg zur Rathausführung, nicht, ohne vorher gefragt zu
haben, ob wir das Auto noch in der Tiefgarage stehen lassen können. Wir können
…
Am Rathaus angekommen, haben wir bereits
vorab die Möglichkeit uns ein wenig umzuschauen und schließlich kommt unsere
Reiseführerin (offensichtlich eine ehemalige Lehrerin – streng, aber gerecht) –
hinzu und erzählt uns alles über die Geschichte, nicht nur des Rathauses,
sondern auch der vorher vorhanden „Aula Regia“, der Königshalle, in der die
Könige, nach erfolgter Krönung, ihr Festmahl abgehalten haben. Die Führung
erstreckt sich über nahezu das ganze
Gebäude und wir sind über den vorhandenen Prunk und die technischen
Einrichtungen, die einen das Ganze noch historisch intensiv nachlesen lassen,
beeindruckt. Auch hier geht die Führungszeit sehr schnell zu Ende und wir
begeben uns zurück zum Hotel, wo wir das Auto aus der Tiefgarage holen und
dabei feststellen müssen, dass ein schwerer Gegenstand auf die Frontscheibe
gefallen sein muss, da sich ein Riss in der Scheibe befindet.
Auf der Rückfahrt besichtigen wir noch den
Braunkohletagebau Garzweiler, der sich circa 20 Autominuten entfernt befindet
und staunen hier über die unglaublichen Ausmaße der Anlage, die sich über eine Fläche von 46 km2
erstreckt und bei der pro Jahr mehrere Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut und
die über insgesamt 97 Kilometer lange Förderbänder unmittelbar zum Kraftwerk
befördert werden. Wie groß diese Anlage ist, wird einem erst bewusst, wenn man
von dem Aussichtspunkt aus eines der Fahrzeuge ansichtig wird, die sich tief
unten bewegen und im Größenverhältnis kleiner als Ameisen wirken.
Noch unter dem Eindruck des Gesehenen machen
wir uns alsdann auf den Heimweg, den Wolfgang als Fahrer sehr ordentlich hinter
uns bringt, während die restlichen Insassen des Fahrzeugs teilweise über
längere Strecken hinweg eindösen.
Zurück in Selters verabschieden wir uns,
bedanken uns für die freundliche Aufnahme und versichern uns gegenseitig, wie
nett das Wochenende wieder war.
Neue Ziele sind bislang noch nicht ins Auge
gefasst …
© Peter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen