Montag, 17. September 2012

Kanutour von Gießen nach Wetzlar am 16.9.2012






Der Wecker klingelt um 6.45 Uhr. Eine Zeit, die für einen Sonntagmorgen eigentlich regelrecht unchristlich ist. Aber wir haben uns für die bevorstehende Kanutour von Gießen nach Wetzlar angemeldet und – gesagt ist gesagt… Ein Blick auf´s Thermometer zeigt, dass es noch empfindlich frisch ist, aber der Wetterbericht hat für den heutigen Tag nochmals sommerliches Wetter angesagt, das noch bis einschließlich Dienstag halten soll. Uns wär´s schon recht, wenn´s nur heute hielte und am besten gleich los ging. Aber im Moment sind´s 
8 ° Celsius und mein Weib kann gar nicht genug „Zwiebel-Schalen“ um sich herum anziehen, damit sie nicht friert. Ich werde – wie immer – belächelt, als ich im T-Shirt am Clubheim auftauche. 
Heute sind wir nur zu sechst: Angelika und Bardo, Laila und Walter, Ruth und ich. Schnell ist der Bus herausgefahren und der Trailer mit den Booten angehängt, die Funktionen überprüft und ab geht die Post. Ruth und ich fahren wieder mit dem eigenen Auto, damit wir bei der Ankunft am Zielort einen Transfer zum am Abfahrtsort zurückgelassenen Transporter bewerkstelligen können. In Wetzlar an der Bachweide steht ein riesiger, fast leerer Parkplatz zur Verfügung. Und die Strecke nach Gießen, wo wir einsteigen wollen, ist per Auto in rund 20 Minuten abgefahren. 
Auf den allgemeinen Wunsch eines einzelnen Herrn sparen wir uns die erste Wasserrutsche und setzen unterhalb des Wehrs in Gießen ein. Kaum sind wir ein paar hundert Meter gefahren, erfreut uns die Lahn bereits mit einem unerwarteten Highlight: ein blau funkelnder Eisvogel schwirrt über die Wasserfläche und lässt uns feststellen, dass der Fluss doch einiges zu bieten hat. Kurz darauf sehe ich, allerdings in größerer Distanz, einen zweiten dieser wunderschönen Geschöpfe. Und daneben gibt es natürlich weitere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen: Milane, Kormorane, Reiher, Nilgänse, Stockenten, Blesshühner und Bisamratten gestalten uns die Fahrt sehr kurzweilig. 
Auf der Höhe von Atzbach ist ein Rastplatz, an dem wir aussteigen, unsere Boote festmachen und an zwei Tischen, die bei unserem Eintreffen sehr unschön aussehen, weil hier offensichtlich eine nächtliche Party stattgefunden hat und die Partygäste vergessen haben, ihren Saustall wieder aufzuräumen. Schnell sind wir gesättigt, und als unser Rastplatz durch neu hinzukommende Paddler zu voll zu werden droht, schwingen wir uns mehr oder weniger elegant in unsere Boote zurück und fahren weiter. In Dorlar und in Naunheim haben wir je eine Schleuse zu durchfahren. Aber dies stellt keine Schwierigkeit dar, weil wir im Laufe der Jahre diesbezüglich schon eine gewisse Routine entwickelt haben. Außerdem werden wir in Dorlar tätlich unterstützt durch einen älteren Herrn, der – laut eigener Aussage – bereits seit Kindertagen regelmäßig jeden Tag, in letzter Zeit aber wenigstens an den Wochenenden, an der Schleuse steht und zuschaut, wie mehr oder weniger geschickte Paddler die Schleuse bedienen. 
Und was sich in so Schleusen nicht alles so ansammelt: neben einigem Unrat finden sich tote Bisamratten und Kaninchen, die oftmals beim Schleusen nicht durchrutschen, sondern hinter den geöffneten Schleusentoren hängen bleiben. Um ehrlich zu sein, es gibt schönere Anblicke. 
Schließlich haben wir die Stadtgrenze von Wetzlar gequert und machen eine Rast an der „Fischerhütte“, einem griechischen Lokal, wo ein Teil der Mitfahrer die Schwarzwälder Kirschtorte mit Kaffee genießt, ein weiterer sich an Tsatsiki labt und ein dritter nur ein helles Blondes zu sich nimmt. 
Damit nichts abhanden kommt, haben wir unsere Rettungswesten, eigenen Sachen, sowie die Paddel im Hof des Lokals abgestellt und peinlichst darauf geachtet, dass kein Anderer was mitnimmt. 
Auf der Weiterfahrt kommen wir am Wetzlarer Forum vorbei, passieren die Rudergesellschaft Wetzlar von 1880 und fahren dann eine Bootsrutsche hinab, die uns ganz schön in Fahrt bringt und dann haben wir linker Hand einen wunderbaren Blick auf die Altstadt mit dem Wetzlarer Dom, der sich aus mehreren unterschiedlichen Baustilen zusammensetzt, weil immer erst dann mit dem Weiterbau begonnen wurde, wenn wieder Geld in der Kasse war. An der alten Lahnbrücke gibt es leider keine Bootsrutsche und man muss aussteigen und sein Boot, das allerdings recht komfortabel, über fest installierte Rollen am Wehr vorbei nach unten befördern. Und von hier aus sind´s nur noch ein paar Hundert Meter bis zu unserem Ausstieg. Schnell sind die Boote aus dem Wasser und während die anderen die Boote säubern und trocknen, machen Ruth und ich uns auf den Weg den Bus mit Trailer zu holen. 
Nach unserer Rückkehr haben wir sehr schnell die Boote aufgeladen und befestigt und dann machen wir erst einen kurzen touristischen Trip durch die Wetzlarer Altstadt bis zum Domplatz. Ruth macht uns hier den Fremdenführer, weil man sie hier als Eingeborene betrachten kann. Und dann marschieren wir am ältesten Fachwerkhaus Wetzlars und dem Eisenmarkt vorbei und begeben uns zum „Paulaner“ am Haarplatz, wo man einen schönen Blick auf die historische Altstadt hat und man, im Freien sitzend, eine Mahlzeit zu sich nehmen kann. Es gibt gute bayrische Kost, die auch so auf der Speisekarte ausgewiesen ist. 
So ist es schließlich bereits fast 18.30 Uhr, als wir zu den Autos zurückkehren und uns auf den Heimweg begeben. Wir bieten zwar noch an, beim Abladen der Kanus behilflich zu sein, aber die Übrigen sind der Meinung, sie würden dies alleine auf die Reihe bringen. So verabschieden wir uns und düsen auf direktem Weg nach Hause, wo wir den Tag nochmals Revue passieren lassen. 
Und während unserer Kanutour haben wir bereits einmal über eine Zwei-Tages-Tour nachgedacht, die wir möglicherweise für das nächste Jahr anbieten wollen, wobei unter Umständen auf einen Besuch auf einem Campingplatz des Deutschen Kanu-Verbandes am Edersee zurückgegriffen werden könnte. Aber hierzu wird es dann später separate Ausschreibungen geben.

© Peter Helbig

Und hier - wie immer - ein paar Bildchen:

Keine Kommentare: