Donnerstag, 8. Februar 2007

TL-Prüfung im November 2006

Wie immer waren die letzten Wochen recht stressig und die Zeit Vorbereitungen zu treffen, sehr eingeschränkt.
Aber nachdem bereits am Samstag und Sonntag die Reste zusammengetragen waren und wir Ruths Vater am Sonntag im Krankenhaus besucht hatten (neue Hüfte, diesmal rechts), waren wir doch ziemlich sicher, alles Mögliche getan und nichts vergessen zu haben.
Am Montag standen wir trotzdem ziemlich früh auf um nicht in erneuten Stress verfallen zu müssen. Schnell hatten wir gefrühstückt und fertig gepackt und dann machten wir uns planmäßig auf den Weg nach Mühlheim, wo ich Ruth mit dem Gepäck am S-Bahnhof parkte und dann zu den Hofmännern fuhr, das Auto vor deren Haus abzustellen und den Schlüssel abzuliefern. Sie waren - wie immer – sehr freundlich und wünschten uns viel Erfolg und einen angenehmen Aufenthalt.
Ich komme zurück und Ruth steht schon vorm Bahnhof und sucht nach einer sanitären Anlage, die es aber auf diesem Bahnhof nicht gibt. So schleppen wir unseren Berg Klamotten auf den Bahnsteig und hoffen, dass der Zug pünktlich kommt. Das klappt auch – und als wir nach einer knappen ¾ Stunde am Flughafen ankommen, sucht sie als erstes die Örtlichkeiten auf. Dann fahren wir entspannter mit der Schwebebahn zum Terminal 2, Halle E und suchen uns den Schalter zum Einchecken. Von der freundlichen Dame erfahren wir, dass ein weiterer Teilnehmer unserer „Reisegruppe“ bereits eingecheckt hat – auch er sei sehr freundlich gewesen ;o))
Dann haben wir noch ein bisschen Zeit und nehmen bei dem Delikatessen-Restaurant mit dem großen, goldenen M noch einen, nicht ganz günstigen, Kaffee.
Erst kurz vorm Abflug – die Passagiere werden reihenweise aufgerufen – treffen wir auf unsere Mitstreiter und beginnen gleich uns zu beschnuppern. Der Flug ist ruhig und mit nur einer geringen Verspätung erreichen wir unseren Destinations-Flughafen auf Fuerteventura. Es dauert ein Weilchen, bis wir unser Gepäck haben, aber als wir die Ankunftshalle verlassen, erwartet uns bereits Lothar Hanslik von der Basis „Deep-Blue-Diving“ und bringt uns in nur circa 10 Minuten zum Hotel. Dazu nutzt er einen Landrover „Defender“, was unserem Jüngsten, dem Alex, gleich ein Funkeln in die Augen treibt, weil auch er „so ein geiles Gefährt“ gut findet und gerne sein Eigen nennen würde. Unterwegs erzählt uns Lothar schon etwas über die Insel und dass heute Abend auf der Basis ein Grillfest sei, an dem wir gerne teilnehmen und noch ein Bierchen nehmen könnten, wenn wir wollten.
Nachdem wir unser Gepäck ins (im Übrigen sehr nett und zweckmäßig eingerichtete) Appartement gebracht haben, wollen wir – und gehen die wenigen Schritte zur Basis, wo wir freundlich aufgenommen werden. Wir lernen auch Maike Münster kennen, die mit uns die Vorbereitungswoche durchziehen wird. Sie ist TL 3 und Apnoemeisterin und wir klären, dass wir im Verlaufe der Woche Apnoe ** durchziehen wollen.
Am folgenden Morgen treffen wir uns im zur Basis gehörenden Container und machen erst ein wenig in Theorie, die uns Maike ruhig und souverän herüberbringt. Es werden die körperlichen und psychischen Voraussetzungen genauso besprochen, wie die Durchführung der praktischen Übungen in Wort und Bild. Im Verlaufe der Woche üben wir und bestehen auf Anhieb die, teilweise doch nicht ganz einfachen, Übungen. Uns entsteht der Eindruck, dass wir das vorgegebene Soll in Teilen übererfüllen, aber was wir jetzt schaffen, sollte in der TL-Prüfungswoche dann doch leichter fallen.
So tauchen wir, ohne zu murren, deutlich über 15 Meter tief, schreiben in 10 Metern Tiefe unseren Namen auf ein Täfelchen und bestehen mehr oder weniger locker die Kombi-Übung, bei der in etwa 6 Metern Tiefe eine Distanz von 25 Metern zurückgelegt werden muss und an deren Ende der Ausbilder steht und das richtige Knoten eines Palsteks (mit herausgenommenem Schnorchel (!) beim Übenden) kontrolliert. Die Abende sind mit gemeinsamem Abendessen und anschließenden gemeinsamen Exkursionen in den Ort angefüllt. Caleta de Fustes ist ein sehr touristischer Ort und hat, leider, nicht sehr viel natürlich Gewachsenes. Aber die erste Woche ist so schnell herum, dass wir uns hierüber keine so großen Gedanken machen.
Am Samstag kommen unsere übrigen Mitstreiter und Ausbilder/Prüfer. Wir erhalten eine kleine Einführung in das Procedere und sind erstaunt, dass die Töne überaus kameradschaftlich klingen. Offensichtlich ist das, was wir inzwischen gehört haben, nämlich, dass das Militärische aus den Prüfungen entfernt worden ist, doch richtig. Dies nimmt ein wenig den psychischen Druck. Wir speisen gemeinsam zu Abend und treffen uns dann noch einmal um gemeinsam einen Drink zu nehmen.
Die Basis hat große und gute Vorarbeit geleistet und es sind mehrere Zelte aufgebaut, die für die nächsten Tage unsere „Unterkunft“, zumindest was den Teil der Ausbildung und Prüfung betrifft, bilden werden.
Hier hat jeder einen Stuhl. Es stehen Tische darin, in denen man vor- und nachbriefen kann und an der Wand aufgehängt ist ein sehr langes Abbild der vorhandenen Unterwasserlandschaft, wonach man sich eine anschauliche Vorstellung des bevorstehenden Tauchgangs machen kann. Last, but not least, finden sich kleine Bilder mit der Wettervorhersage, den anstehenden Gezeiten und den erwarteten Windstärken und - richtungen. Daneben – und das ändert sich jetzt Tag für Tag – hängt die Liste der Boote 1 und 2 mit den Namen der Tauchgruppen, jeweiligen Gruppenführern, Prüfern, Co-Prüfern, sowie TLvD 1 und 2. Man sieht, da wurde richtig gedacht. Auch die Vorgaben bezüglich der jeweiligen Abfahrtszeiten werden relativ pünktlich eingehalten und so sind wir guter Hoffnung, dass auch bei den anstehenden Prüfungen alles klappen wird.
An dem Tag, an dem unsere Rettungsübung im Hafen stattfinden soll, kommt Theo zu uns und erklärt, dass unsere Übung ausfallen muss, weil ein Ernstfall eingetreten ist. Und so werden wir Zeuge, wie ein Taucher aus einer Gruppe, die nicht zu uns gehört, mit dem Boot an Land gebracht wird und erleben die Rettungskette hautnah und life mit. Leider ist dem Verunfallten nicht mehr zu helfen. Wie sich letztendlich herausstellt, hat er – noch unter Wasser – einen Herzinfarkt erlitten und war bereits tot, als er zur Oberfläche kam.
Dies änderte aber nichts an der Intensität der in Gang gesetzten Rettungskette und den Bemühungen der Rettungskräfte, einschließlich unseres Docs, bis der hiesige Rettungswagen mit Doktor einläuft und – auch nach spanischem Recht – den Tod feststellt.
Theo findet zu dem Erlebten die richtigen Worte und der Abend verläuft in einer doch leicht getrübten Stimmung. Nur wenige von uns erleben halt den Übergang vom Leben zum Sterben häufiger so hautnah mit.
Die Übung am nächsten Morgen hat dann schon wieder mit dem Erlebten zu tun: Es wird gerettet – und zwar mit Ausbildungscharakter. Nur unter geübten und gut ausgebildeten Tauchern ist halt das Risiko, in eine Gefahrensituation zu geraten, so gering wie möglich. Respekt vor dem Wasser sollte dabei immer vorhanden sein.
Ruth hat heute Pech. Bereits in der Nacht hatte sie erhebliche Ohr- und Halsschmerzen und beim Frühstück konsultiert sie unseren Doc Bernd, der sie für heute krank schreibt. Sie ist betrübt und fürchtet das Schlimmste, aber auch hier wieder findet Theo die richtigen Worte und meint, das sei noch kein Grund durchzufallen. Sie hört sich zwar noch die Erläuterung zu dem bevorstehenden Tauchgang an, begibt sich aber dann zu Bett und ich hoffe, dass sie es – wie bereits schon öfters – schafft, sich gesund zu schlafen.
Am Mittag findet der Badetag statt. Wir werden in zwei Gruppen zur Kombiübung vor die Mole gefahren. Während die erste Gruppe unterwegs ist, mache ich mit dem Rest ein paar Dehnungs- und Atemübungen, die wir in der Vorwoche gelernt haben – und als wir schließlich hinausgefahren werden, zeigt sich, dass alle die Übung auf Anhieb bestehen, was allerdings mit Sicherheit nicht mein Verdienst ist.
Um 17.00 Uhr werden die Tauchkisten in die Basis verfrachtet. Ich helfe beim Einräumen mit und als ich zurück komme, schläft Ruth immer noch. Ich bin nun bezüglich ihrer Genesung guter Hoffnung und setze mich hin, das bisher Erlebte in Wort zu fassen.
Die Tage ziehen dahin. Wir treffen uns morgens, der TLvD 1 trifft die Vorbereitungen und erläutert, wer mit wem taucht und wer Prüfer und gegebenenfalls Co-Prüfer ist. Der TLvD 2 referiert kurz über die anstehende Prüfung und all das wird von den "Trainern/Prüfern" mit wachem Aug´ und Ohr zur Kenntnis genommen und bewertet. Die Gruppenführer briefen den Tauchgang vor- und nachher und auch hier wird helfend und – je nach dem – auch konstruktiv eingegriffen.
Im Nu ist es Mittwoch und jetzt wird es ernst: die Prüfungstauchgänge beginnen. Dazwischen gibt es immer wieder Einlagen, da Einige noch ein Referat, oder Teile der theoretischen Prüfung, zu absolvieren haben.
Bei wem irgend etwas im Argen liegt, der bekommt mitgeteilt, dass er noch ein wenig an sich arbeiten müsse und auch hier bleibt immer Alles in ruhigem und konstruktiven Ton.
Abends treffen wir uns und bereiten ein paar Einlagen für den bevorstehenden Samstag vor. Hier wollen wir unsere Prüfer mit ein paar Gesangsstücken (neue Texte zu bekannten Melodien) erfreuen. Dabei wird heftig darauf geachtet, dass die Texte treffend, aber nicht bohrend, oder gar unter der Gürtellinie sind (wozu auch keinerlei Anlass bestünde). Holger hat seine Gitarre dabei und ich habe ein paar kleinere Instrumente mitgebracht um das Ganze ein wenig zu untermalen.
Endlich sind alle Übungen hinter uns. Wir machen uns landfein und begeben uns voller Erwartung zur Basis, wo die Urkunden verteilt und die Feierlichkeit begangen werden soll/en. Für Getränke ist reichlich gesorgt. Für jeden findet Theo ein paar warme Worte und es werden Urkunden und Hemdchen verteilt.
Und dann kommt unser Part: Thomas, als Nummerngirl verkleidet, holt jeden der betroffenen Prüfer herbei und wir tragen die eingeübten Lieder vor.
Ruth und ich lesen den von uns erstellten "wissenschaftlichen" Bericht über den "Homo Sapiens Aquaticus Fuerteventuris" vor. Es wird viel gelacht und der Abend nimmt einen sehr harmonischen Verlauf.
"Früh" gehen wir zu Bett und (leider) müssen wir auch schon früh wieder aufstehen, weil wir für heute drei Autos reserviert haben, mit denen ein Teil von uns wenigstens noch ein bisschen ´was von der Insel betrachten will – wenn man schon mal hier ist.
Wir fahren zunächst einmal in den Norden der Insel, wandern über Dünen, queren dann die Insel diagonal, machen eine Rast und nagen eine Kleinigkeit. Das ins Visier genommene Museum hat sonntags leider zu und wir betrachten uns nur die Umgebung.
Dann geht´s weiter über eine Schotterpiste zu dem Wrack eines großen Frachters, der irgendwann einmal vor der Küste gestrandet ist und dann – es wird schon dunkel – fahren wir zurück zu unserer Unterkunft, geben die Autos wieder ab, machen uns frisch und begeben uns zum Abendessen.
Der heutige Abend wird nicht so lange wie der vorhergehende und todmüde fallen wir in die Kiste.
Der Morgen des Montags ist – nach dem Frühstück - angefüllt mit Packen und Bezahlen der aufgelaufenen Schulden bei der Basis (Tauchgänge, Getränke und Baguettes), sowie der Verabschiedung derer, die – leider – noch auf der Insel bleiben müssen. Ich ziehe noch schnell meine Bilder auf Theos Computer, weil er freundlicherweise alle Bilder sammelt und für jeden eine CD brennen will und schließlich fahren uns die Mitglieder der Basis-Crew zum Flughafen.
Wir checken ein und sind eigentlich viel zu früh. Wir sitzen in der Gegend herum und klönen noch ein wenig und es zeigt sich, dass bereits jetzt unsere Zeit auf der Insel eigentlich schon Geschichte ist.
Während des Heimfluges besprechen wir, dass wir uns – irgendwann – treffen und ein "Nachfest" veranstalten wollen, aber bereits jetzt kommen wir zu der Überzeugung, dass es sehr schwer werden wird, einen gemeinsamen Termin zu finden.
In Düsseldorf teilt sich unser bereits ziemlich zusammengeschrumpfter Haufen ein weiteres Mal, weil hier ein Teil fast schon zu Hause ist und der Rest in unterschiedlichen Himmelsrichtungen weiterfliegt. In Frankfurt verabschiedet sich der klägliche Rest tränenreich und wir setzen uns in die S-Bahn, fahren nach Mühlheim, unser Autochen zu holen und "schon" um ½ 2 Uhr liegen wir müde im Bett, ohne unsere Taschen ausgeräumt zu haben und die Nacht wird sehr kurz, weil ich bereits um ½ 6 Uhr wieder raus und zur Arbeit muss….
© Peter Helbig

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