Mittwoch, 15. November 2006

Homo Sapiens Aquaticus Fuerteventurii

Vor 2 Wochen erschienen hier 4 Individuen dieser Gattung. Sie waren unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Eines der Tiere hatte wohl erst kürzlich das Stadium des juvenilen Flegels verlassen, sich jedoch sein kindliches Gemüt erhalten. Sie wurden vom Alphatier Lothar empfangen und der Obhut eines noch jungen Weibchens übergeben. Alphaweibchen Maike hegte und pflegte sie, beruhigte ihre Gemüter und fuhr mit ihnen aufs Meer hinaus, wo sie sich vergnügten. Sie pflegten eine rege, doch oft leicht nervöse Kommunikation. Im Laufe der Woche kamen zwei weitere Individuen an und wurden sofort in die Gruppe aufgenommen. Währenddessen wurden unter der Leitung des Alphamännchens Lothar am Strand Behausungen erbaut und eingerichtet. Wir fragten uns, was hier wohl vorbereitet würde – ein Treffen zweifellos, doch zu welchem Zweck ? Paarung, Jagd, oder Nahrungsaufnahme, das zur-Welt-bringen von Nachwuchs ? Die Geschäftigkeit und Nervosität der kleinen Gruppe wuchs und am Ende der Woche trafen weitere Individuen der gleichen Art ein. Zusätzlich eine Gruppe Alphatiere, angeführt von Theo Silberrücken. Silberrücken hatte die Tiere schnell fest im Griff. Sie versammelten sich in der Behausung am Strand, wo sie wieder rege kommunizierten. Am Morgen des Sonntag streiften sie sich Gummihäute über, steckten sich Fortsätze an die Füße um die Extremitäten zu verlängern und pflügten auf Silberrückens Kommando das Hafenbecken um. Das Wasser schäumte. Wir überlegten, ob sie das Wasser für die Eiablage vorbereiteten, Beute zusammentrieben, oder sich auf die Paarung einstimmten. Es blieb unklar.... Im Anschluss fanden sie sich zu Grüppchen zusammen und kommunizierten wieder eifrig. Auffällig war, dass sich in jeder Gruppe mindestens ein Alphatier befand. In manche Gruppe gesellte sich ein für uns zunächst indifferentes Individuum, von denen es 3 – 4 Exemplare zu beobachten gab. Eines von diesen kam morgens immer etwas später. Es wurde mehrfach
unterwegs beim Laufen beobachtet. Ob dieses Verhalten der Nahrungssuche, bzw. Jagd dienen sollte, konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. Im Verlaufe der Zeit zeigte es sich, dass offensichtlich spezielle Treffen zu bestimmten Zeiten stattfanden. So kamen sie relativ früh am Morgen zusammen. Eines der niederen Individuen wurde vorübergehend mit dem Rang eines (geringeren) Alphamännchens versehen. Es hatte die Aufgabe, die Vorbereitungen für die Rituale zu treffen. So wurde von diesen und anderen Subalternen die Häute, in die sich alle kleideten, herbeigetragen, sowie längliche Zylinder, die – mit unterschiedlichen Tragegestellen und Schläuchen versehen – dann auf den Rücken geschnallt wurden. Anschließend standen wieder kleine Gruppen beisammen, sprachen miteinander und zeigten sich gegenseitig ihre Schläuche. Danach gingen sie einen Steg zum Meer hinab, einer spritzte allen auf die Füße und sie bestiegen Gefährte, die sie Boat 1 und Boat 2 nannten. Dann fuhren sie aufs Meer hinaus wo sie ihre Gefährte an einen Ballon banden und sich – wiederum gruppenweise mit mindestens je einem Alphatier – ins Wasser fallen ließen. Im Wasser trieben sie Spielchen, manchmal schwammen sie umeinander her, sie gestikulierten rege und machten viele Blasen. Den Zweck der Blasen konnten wir bislang nicht ermitteln. Sie trieben damit weder Beute zusammen, noch spielten sie damit. Geschlechtsprodukte waren darin auch nicht auszumachen. Auch hier aber zeigte sich, dass es mit den Schläuchen eine besondere Bewandtnis haben musste, denn es zeigte sich, dass sie sich teilweise an relativ tiefen Stellen im Meer im Kreis zusammen hockten, ihre Gesichtsbedeckungen abzogen, oder sich die Verdickungen ihrer Schläuche gegenseitig in die Mundöffnung einführten. Eine weitere Besonderheit zeigte sich: Kurz, nachdem sie ihre Schläuche und Zylinder an Bord ihres Gefährts zurückgegeben hatten, öffneten einige der Tiere ihre Häute und entliessen eine gelbliche Flüssigkeit ins Wasser. Auch hier steht noch nicht ganz fest, ob es sich hierbei um Samenflüssigkeit, oder Eiablage handelte.
Weiterhin zeigte sich bei einigen, die wieder an Bord des Gefährts waren, dass sie vorverdaute Nahrung ins Wasser entliessen. Da keine Juvenilen in der Nähe waren, kann dies natürlich auch dem Anlocken von Futter gedient haben. Auf jeden Fall zeigten sich unmittelbar auf diese Nahrungsabgabe größere Ansammlungen von Fischen unmittelbar unter den Gefährten. Unter der Obhut Silberrückens und seiner Alphatiere wuchs die Gruppe zusammen. Sie pflegten ihre Kranken und unterstützten sich gegenseitig bei den mannigfachsten Verrichtungen – und gegen Ende der Woche nahm die allgemeine Nervosität etwas ab. Abends trafen sie sich zur gemeinsamen Nahrungsaufnahme und anschließend hockten sie wieder in Grüppchen zusammen , führten sich ein schäumendes Getränk zu und gaben seltsame Geräusche von sich, die von einem hölzernen Instrument und diversen Perkussionen begleitet wurden. Da wir keine Anzeichen von Paarung, oder der Geburt von Nachwuchs erkennen konnten, gehen wir davon aus, dass die gesamten Vorbereitungen nur einem Ziel dienten, mit viel schäumendem Gebräu und ohne Schläuche ein großes Ritual zu begehen. Wir werden die Angelegenheit weiterhin beobachten und zu gegebener Zeit berichten.

© Ruth und Peter

Keine Kommentare: