Freitag, 8. September 2006

HTSV-Jugendbergseefahrt 2006

Bergseefahrt der HTSV-Jugend vom 19. – 23.7.2006
Jugend- und Familiengästehaus am Grundlsee
Seit Wochen stöhnt Deutschland unter der sengenden Sonne eines Jahrhundert-– äh – Jahrtausendsommers. Und nun ergibt sich die Gelegenheit, diese Hitze zu verlassen und sich in die cooleren Gefilde eines kleinen Bergvölkchens zu begeben, wo etwas gemäßigtere Temperaturen zu erwarten sind. So glauben wir wenigstens. Aber vor das Erleben hat die Vorsehung die Fahrt gesetzt – und der Bus muss gepackt werden. Jetzt fahren wir schon relativ spät – 21.30 Uhr ist Treffpunkt in Langen am Hallenbad und um 23.00 Uhr soll´s losgehen. Aber bis dahin gilt es noch viel zu erledigen: Die eigenen Tauchklamotten müssen gepackt werden und dann muss man ja auch noch für seine Jugend ein bisschen was mitbringen: Handschuhe, Füßlinge, Bleigurte, Anzüge, Flossen und sonstige Gerätschaften, die sie einfach nicht vorher zu beschaffen in der Lage waren. Der Herr wird´s schon richten… Schließlich sind alle eingetroffen und eine herzliche Begrüßung findet statt. Die meisten kennen sich schon von solchen, oder ähnlichen Fahrten. Und dann der Abschied von den trauernden Hinterbliebenen, die es dieses Mal nicht geschafft haben an der Fahrt teilzunehmen, aus vielgestaltigen und auch aus anderen Gründen. Aber schließlich geht es los. Der Bus ist klimatisiert (was für ein Glück). Mir ist ja sonst schon ziemlich warm – und dann noch das Packen des Busses: Jeder darf mich ungestraft "Auslaufmodell" nennen. So langsam kommen die Innen- und Außentemperaturen herunter und auch der Lärmpegel innerhalb des Busses wird geringer. Und als es wieder heller wird, sind wir schon bei Salzburg über die Grenze und nähern uns mit Riesenschritten unserem Ziel. Da wir diesmal nur einen zweiachsigen Bus genommen haben, besteht auch gute Hoffnung, dass wir überall hinkommen. Dann fahren wir vor unserer Behausung für die nächsten Tage vor und setzen uns erst einmal, nach kurzer Verschnaufpause, zum Frühstück. Unsere Vorhut, bestehend aus Lisa, Andrew und Thorsten (Taucher-Thorsten), die separat gefahren sind, ist bereits da. Maria und Thorsten Radam, die ebenfalls separat gefahren sind, kommen etwas später. Sie sind, weil sie keine Verkehrsnachricht-en gehört haben, direkt in den Stau gefahren. Nach dem Frühstück werden unsere Flaschen umgeladen, weil diese vor dem ersten Tauchgang gefüllt werden müssen. Dafür bekommen wir vom Haus einen separaten Anhänger, den Thorsten mit seinem VW-Bus zieht. Gefüllt wird an der Tauchbasis beim Rostigen Anker.
Dann werden die Zimmer bezogen und es entsteht ein kleiner Leerlauf, den man aber nach der anstrengenden Fahrt gut gebrauchen kann. Um 12.00 Uhr gibt es Mittagessen. Man merkt kaum, dass sie uns in der Herberge noch gar nicht erwartet haben, beziehungsweise, sie haben unsere Buchung versemmelt – aber dafür schmeckt es uns ganz gut, nachdem es endlich was zu Nagen gibt. Nach dem Essen bleibt wieder eine kleine Freizeit – man soll ja nicht mit vollem Magen ins Wasser springen. Aber dann, nachdem wir in der Zwischenzeit die Tauchlisten ausgefüllt haben – es muss ja jeder mit jedem tauchen gehen können, ohne dass es Probleme gibt, wenn jemand etwas erfährt – ziehen wir uns um und machen unsere Tauchgänge im freundlichen, österreichischen Ausland. Die Sicht ist sehr gut, jedenfalls da, wo vor uns noch keiner durchs Wasser gepflügt ist – und Fisch gibt es reichlich zu sehen: Hechte, Barsche, Döbel und viele Schwärme kleiner Jungfische. Weil ja alle tauchen wollen – bis auf Alex, der sich beim Ausladen ein Blei auf den Fuß hat fallen lassen – sind wir gut beschäftigt. Und wenn’s nach der Mannschaft gegangen wäre, hätten wir gleich am Abend des Donnerstages noch einen Nachttauchgang machen können. So aber wird das abendliche Vergnügen von Spielen mit Holzstücken ("Schweden-Schach")ausgefüllt. Der Rest spielt Mau-Mau, oder sitzt einfach herum und versucht nicht einzuschlafen. Ich bin bereits um ½ 10 Uhr so müde, dass ich nur den Kopf nach hinten legen müsste um sofort ins Reich der Träume abzugleiten und irgendwann lege ich mich einfach ins Bett und schlafe trotz DISCO, die direkt unter meinem Kopf stattfindet, tief und fest ein. Kaum höre ich noch, wie der Rest in der Mitte der Nacht ins Bett geht und dann wache ich erst wieder auf, als es draußen hell ist. Wir frühstücken zeitig, packen die Klamotten und fahren, nachdem alle den Bus bestiegen haben, zur Basis am „Rostigen Anker“, wo wir die gefüllten Flaschen in den bereits beladenen Bus packen mussten. Dies alles geschah in ziemlicher Geschwindigkeit, was uns zu der Hoffnung Anlass gab, dass wir auch am Gosausee das Auspacken in der Kürze der gebotenen Zeit schaffen würden. Bei der Fahrt über den Koppenbrüller-Pass hatten wir nochmals Gelegenheit festzustellen, dass nicht genügend Wasser in der Traun war, um am Sonntag morgen wirklich im Fluss schwimmen zu können. Aber die Strecke war schön und es ergab sich genügend Gelegenheit auf die Besonderheiten von Bergseen im Allgemeinen und den Gosausee im Besonderen hinzuweisen. Und tatsächlich schafften wir den Auszug aus dem Bus in einer hervorragenden Zeit – was uns im Übrigen bestätigt wurde von Holger und Korinna Feldmann und deren Crew, die zufällig auch gerade da oben waren. Am liebsten wäre es ihnen gewesen, wir hätten ihr Gepäck und das ihrer Begleitung auch gleich noch mit nach hinten zum See geschleppt.

Wir belegten unseren „alten“ Badeplatz und bestaunten schon einmal von oben die hervorragende Sicht, für die dieser See so bekannt und berühmt ist – jedenfalls so lange noch keine hessische Jugend hindurchgesaust ist. Die Gruppeneinteilung war schon erledigt und deshalb konnten wir uns schnell fertig machen und den See in voller Größe und Schönheit betrachten. Ruth kam so zu einem der ihr noch fehlenden „40zigern“ und alle , die wollten, brachten wir unter Wasser. Mittags ab 1.00 Uhr konnten wir im übrigen bei der Vroni auf der Alm unser traditionelles Getränk und einen Krapfen erhalten, was jeder unter dem Codewort „HTSV-Jugend“ erhielt. Und gegen ½ 4 begaben wir uns wieder in Richtung Haus Reichenstein um unser Abendessen einzunehmen. Unterbrochen wurde diese Fahrt noch durch ein Erlebnis der dritten Art während der Fahrt über die Koppenbrüller Höhe. Auf dem steilsten Stück, Pjotr und ich sprachen gerade darüber, dass uns hier schon einmal ein Bus entgegengekommen war, näherte sich uns von vorne ein Wohnmobil, das nicht weit genug aussen fuhr. Wir bremsten beide abrupt und versuchten uns aneinander vorbei zu schlängeln, aber der Wohnmobilfahrer konnte nicht richtig fahren. So fuhr er sich an unserem Bus einen Teil seiner Außenfarbe ab. Bei uns war nichts zu sehen. Die Motorradfahrer hinter uns, die das Ganze mit einer gewissen Ungeduld beobachtet hatten, weil sie nicht vorbei kamen, fuhren, als es endlich frei wurde, laut hupend vorbei und dann kam uns eine größere Schlange, die sich inzwischen aufgestaut hatte, entgegen. Als wir festgestellt hatten, dass bei uns nichts weiter passiert war, setzten wir unsere Fahrt fort. Nach dem Abendessen spielten die Einen „Schwedisch-Schach“ und die Anderen bereiteten ihren Nachttauchgang vor, von dem wir uns viel versprachen. Und als es dunkel war, begaben wir uns zum See und machten diesen NTG. Obwohl er, wie wir allerdings erst jetzt erfahren hatten, 5,-- € extra kostete, war er bedauerlicherweise zwar dunkel, aber nicht von Fischreichtum geprägt, wie dies sonst bei Tauchgängen dieser Art erwartet werden darf. Am Samstag morgen holten wir die Flaschen, die wir am Abend vorher zum Füllen gebracht hatten, wieder an der Tauchbasis ab und fuhren weiter in Richtung Wolfgangsee, wo wir einen Parkplatz direkt am See und nicht so gefahrenträchtig wie im letzten Jahr fanden. Ein Blick von oben zeigte uns, so schlecht kann es auch hier nicht sein und der Blick mit dem Kopf unter Wasser bestätigte weitgehend diesen Eindruck. Den ersten Tauchgang unternahm ich mit Sina, die noch nicht so viele Tauchgänge hatte. Deswegen war ich mit ihr nicht sehr tief. Aber dann machte ich einen weiteren Tauchgang mit Torsten und hier waren wir ein Stück tiefer und dort wurde die Sicht zunächst besser und dann sehr gut. Es wurde aber auch merklich kälter. Auf dem Weg zurück kamen wir in eine Zone, in der sich große

Döbel tummelten und wir kamen zu dem Ergebnis, dass wir die richtige Richtung gewählt hätten. Auch am Wolfgangsee verging die Zeit wieder wie im Flug und auf dem Weg nach Hause gab es schon die ersten Anweisungen für die am heutigen Abend anstehende Taufe, vor der zumindest die zukünftigen Täuflinge einen gewissen Respekt zeigten. Nach dem Abendessen versammelte sich um 19.15 Uhr die gesamte Mannschaft vor der Herberge. Die Täuflinge stellten sich der Größe nach auf und marschierten dann festen Schrittes in Richtung „Hinrichtung“, sprich: Seeufer. Die Aktion befand sich dieses Mal in den Händen von Poseidon und Neptun und zweier Schlampen, die in netter Art und Weise dafür sorgten, dass die Täuflinge zukünftig nicht mehr so ohne weiteres in die Gewässer springen und herum-mulmen. Zum Abschluss sollten alle ins knietiefe Wasser steigen und das eigens kreierte Taucherlied „Grundlsee-Song“ (frei nach der Melodie: „An der Nordseeküste“) singen. Dies brachte aus dem Kreis der Zuschauer, die kräftig mitgeschmettert hatten, "Standing Ovations", aber als kurz darauf die Täufer-Crew versuchte, sich durch die Hintertür zu verziehen, kam ziemlich schnell Bewegung in die Gruppe der Täuflinge, die versuchten, die Flucht zu verhindern. Leider führte die nun folgende Hetzjagd dazu, dass unsere Lisa bei dem Versuch zu entkommen, hinfiel und sich ein Loch in die Kopfhaut riss. Gottlob war unser Landes-Verbands-Jugend-Leibarzt kurz vorher mit seiner Annika zu Besuch gekommen und konnte seine sachkundigen, heilenden Hände auflegen. Und den letzten Schliff erhielt Lisa dann im Krankenhaus, wo die Kopfhaut mit einem Stich wieder heile gemacht wurde. Der Rest der Mannschaft war zunächst sehr betroffen. Aber als dann das für den Abend ohnehin vorgesehene Karaoke-Duell doch noch durchgezogen wurde, gingen wir doch wieder ein wenig aus uns heraus – und als Lisa dann wieder zu uns stieß, kannte die Begeisterung über ihre Rettung keine Grenzen. Und müde, aber froh, begaben wir uns weit nach Mitternacht zu Bett um für das am Morgen Kommende gerüstet zu sein. Der letzte Tag war angebrochen. Bis um 10.00 Uhr sollten wir die Herberge verlassen haben. Vorher mussten allerdings die Tauchklamotten wieder gepackt und im Bus verstaut werden. Die Betten waren abzuziehen und auch die privaten Sachen mussten wieder eingepackt und verladen werden. Zum Abschluß wurden die obligaten Fotos geschossen und Frau Laimer, die Herbergswirtin, musste mit ein paar warmen Worten und drei donnernden „Caisson“ verabschiedet werden. Ruth fand anerkennende Worte zu der Unterkunft, der Verpflegung und der Art und Weise, wie wir behandelt worden waren und wir bekamen von Frau Laimer bestätigt, dass wir gern gesehene Gäste seien und gerne im nächsten Jahr wiederkommen dürften (Der Termin ist bereits gebont ! ;o)).

Und dann fuhren wir zum „Rostigen Anker“, wo wir den letzten Tauchgang durchführten. Für die, die es hier noch nicht kannten, war die Unterwasser-Landschaft und insbesondere der Artenreichtum und die Menge der gesehenen Fische ein Ereignis, das sie bisher in dieser Form noch nicht erlebt hatten. Und dann kam, was kommen musste. Ein Teil der Mannschaft blieb zurück (weil Selbstfahrer) und der Hauptteil stieg in den Bus um die gastliche Stätte zu verlassen. Auf dem Heimweg setzte ich mich zunächst auf Jans Platz, der den Sitzplatz mit 230 V Wechselstrom-Anschluss innehatte und schrieb noch ein wenig an diesem Bericht. Dabei zeigte es sich, dass ich doch ziemlich müde war, weil mir andauernd die Augen zufielen. Also hielt ich zunächst einmal ein kleines Nickerchen. Und dann kam wieder die Sache mit dem Tauchergericht. Und weil in diesem Jahr gar nicht so viel vorgefallen war, waren wir relativ schnell fertig. Ein paar tauchsportärztliche Untersuchungen, ein paar kleine, sportliche Übungen – abbuzze ;-)) Im Zuge der Weiterfahrt machte sich Hunger breit, weil unser mitgenommenes kleines Lunchpaket nicht so weit reichte - und Pjotr ließ sich breitschlagen, kurzfristig bei dem berühmt-berüchtigten Delikatessenrestaurant mit dem großen, goldenen "M" anzuhalten. Pjotrs Navigationsgerät zeigte noch ca. 1 Stunde Restfahrzeit an, als ein Anruf Micha erreichte: wir sollten an einer bestimmten Raststätte eine Lieferung für uns hinterlegter Drogen aufnehmen, die zum unmittelbaren Verzehr an Ort und Stelle bestimmt seien. Einer unserer Teilnehmer, der mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs war, wollte hiermit den an ihm nagenden Gewissenswurm besänftigen, weil er am Grundlsee alle Teilnehmer –insbesondere aber das ehrwürdige Tauchergericht – zu Unrecht verdächtigt hatte, sich seines Logbuches bemächtigt zu haben. Die Abwechslung wurde gerne angenommen und die Süßigkeiten waren im Nu weggeputzt. Dank hiermit auch nochmals an dieser Stelle an unseren Thorsten und seine Maria !! Gegen 22.00 Uhr waren wir dann glücklich wieder am Ausgangspunkt unserer Exkursion angekommen und die Jugendlichen wurden von den seinerzeit verlassenen, trauernden Eltern/FreundInnen/Kameraden in Empfang genommen. Im Nu war der Bus ausgeräumt. Es blieben kaum persönliche Klamotten übrig und eine knappe Viertelstunde später war der Parkplatz leer und kein Mensch würde jemals geglaubt haben, dass die Fahrt überhaupt stattgefunden hat – wenn es nicht genügend Beweisfotos gäbe ;o))

© by Peter Helbig

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